Fujitsu plant Personalkahlschlag in Deutschland

Standort Sömmerda von Werksschließung in Augsburg betroffen

26.10.2018 | Fujitsu hat am Freitagvormittag die Beschäftigten an den deutschen Standorten informiert, dass der Standort Augsburg bis September 2020 geschlossen werden soll. In Summe sollen durch den Personalkahlschlag 1.800 Stellen und damit annähernd 40 Prozent der Beschäftigten abgebaut werden.

Bild: IG Metall Erfurt

Erfurt. Nach der heutigen Ankündigung eines umfassenden Restrukturierungsprogramms bei Fujitsu äußert die IG Metall deutliche Kritik an den Unternehmensplänen.

„Unmittelbar nach der Stilllegung der Produktion mit damals 700 Beschäftigten am Standort Paderborn im Jahr 2016 hatte sich die Geschäftsführung der Fujitsu um Schadensbegrenzung bemüht und den Beschäftigten versichert, dass damit der Konzern mit seinen verbleibenden deutschen Standorten zukunftsfest aufgestellt sei. Das Gegenteil war der Fall: Bereits in 2017 folgte eine Abgruppierungswelle durch den kompletten Konzern und wiederum das Versprechen, dass dies ausweglos sei, um wettbewerbsfähig zu sein. Die zum Jahresbeginn 2018 vollzogene Kooperation mit dem Mitbewerber Lenovo wurde von der Arbeitnehmerseite sehr kritisch hinterfragt. Nach heutigen Meldung ist das Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen in die deutsche Geschäftsführung am Boden,“ so Kirsten Joachim Breuer, Betriebsbetreuer von Fujitsu Sömmerda und 2. Bevollmächtigter.

Fujitsu hat in einer E-Mail an die Beschäftigten erklärt, die Produktion künftig am Stammsitz in Japan zu konzentrieren. In Sömmerda sind mit circa 60 Kolleginnen und Kollegen drei Viertel der dortig 80 Beschäftigten vom Konzernumbau betroffen, weil sie in ihrer Tätigkeit direkt am Produktgeschäft des Herstellers beteiligt sind. Im schlimmsten Fall käme mit dem Vorhaben die sehr lange Tradition der IT-Industrie am Standort Sömmerda völlig zum Erliegen.

Die Betriebsräte wurden am frühen Donnerstag-Abend über die Vorhaben der Geschäftsführung informiert. Dies geschah, nachdem zum Wochenbeginn dem Gesamtbetriebsrat in einem Zusammentreffen mit der deutschen Geschäftsführung diese Informationen noch vorenthalten wurden. Der Arbeitgeber möchte die nunmehr anstehenden Verhandlungen zu einem Interessenausgleich und Sozialplan möglichst schnell bis zum März nächsten Jahres abgeschlossen haben.

„Es ist als Umgehung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte zu werten, wenn die Konzernleitung mit ihrer Belegschaftsinformation vom heutigen Tag bereits ein fertiges Konzept vorlegt. Bei der angekündigten Betriebsänderung sind die Betriebsräte bereits in der Planungsphase zu beteiligen. An dieser Stelle ist das Betriebsverfassungsgesetz völlig eindeutig. Wenn der Arbeitgeber mit der Hypothek fertiger Pläne in die Verhandlungen geht, so steht gerade dies einer schnellen Einigung mit der Arbeitnehmerseite entgegen. Diese krasse Missachtung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte ist in der bisherigen Konzerngeschichte singulär und damit eine neue Qualität im Umgang mit den eigenen Beschäftigten. Akzeptieren werden wir dies auf keinen Fall“, so Breuer abschließen.

Die IG Metall verurteilt den vorgestellten Personalabbau: „Wir fordern ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Fujitsu GmbH und deren Standorte in Deutschland, erwarten arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen und vernünftige Lösungen für die Kolleginnen und Kollegen.“, so Angela Steinecker, Konzernbetreuerin der IG Metall.

„Wir werden eine Schließung des Standortes in Augsburg nicht einfach akzeptieren.“, ergänzt Steinecker. Weiterhin erklärt sie: „Betriebsbedingte Kündigungen müssen definitiv ausgeschlossen werden.“

„Wir fordern den Erhalt des Augsburger Standortes. Diese Schließungsankündigung ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen und aller, die sich seit Jahren für den Standort einsetzen. Wir werden für diesen Standort kämpfen. Die IG Metall wird darüber hinaus zusammen mit den Beschäftigten den Protest auch in die Öffentlichkeit tragen.“, so Michael Leppek, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Augsburg.

Die Arbeitnehmervertreter werden nun zusammen mit der IG Metall die Gespräche mit der Arbeitgeberseite aufnehmen und in den kommenden Wochen mit Sachverständigen das weitere Vorgehen beraten.

Von: jz

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