Schwinn - Weimar

IG Metall kritisiert Werksschließung von Schwinn Beschläge in Weimar

07.02.2019 | Zum 30. April 2019 wird das hiesige Werk der Schwinn Beschläge GmbH an der Weimarer Industriestraße geschlossen. Damit verlieren nun 45 Kolleginnen und Kollegen ihre Beschäftigung.

Foto: IG Metall

Die IG Metall hat die Beschäftigten und den Betriebsrat in den letzten Jahren begleitet. Über einen Tarifvertrag konnten wir eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen erreichen. Vor Aufnahme der Tarifverhandlungen in 2016 hatte das Unternehmen knapp oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns entlohnt.

„Der Schließungsbeschluss der Geschäftsführung ist ein Managementversagen auf ganzer Linie. Schwinn hat als Zulieferer für die Möbelindustrie in Weimar Produkte hergestellt, die auch weiterhin gebraucht werden. Durch ausbleibende Investitionen in Innovationen und den Versuch des Dumpings hatte der Arbeitgeber krampfhaft probiert, sich über Wasser zu halten. Dass dieses Geschäftsmodell endlich sei, hatten Betriebsrat und IG Metall in Betriebsversammlungen unisono wiederholt dem Arbeitgeber vorgeworfen,“ so Ilko Vehlow, 1. Bevollmächtigter der IG Metall.

Zusammen mit dem Betriebsrat wurde ein Sozialplan durchgesetzt, der mit einem Gesamtvolumen im mittleren sechsstelligen Bereich zumindest im Ansatz versucht, gegenüber den Beschäftigten den Verlust des Arbeitsplatzes abzumildern.

„Es bleibt bis heute völlig unverständlich, warum der Arbeitgeber auf die breit aufgestellte Wirtschaftsförderung des Freistaates in jüngster Zeit verzichtet hat. So wäre die nunmehr letzte Lösung der Werksschließung durch Investitionen in die Fertigung und somit durch die Ermöglichung von Innovationen vermeidbar gewesen,“ so Vehlow weiter.

„Ein letzter Trost ist, dass das Gros unserer Kolleginnen und Kollegen aufgrund des Fachkräftemangels auf dem Thüringer Arbeitsmarkt bereits wieder in Arbeit ist oder sehr gute Aussichten auf eine zeitnahe Anschlussbeschäftigung hat. Für die IG Metall ist klar, dass Dumping bei den Preisen und bei den Löhnen keine zukunftsfähige Unternehmensstrategie ist. Unbeirrbar werden wir weiter für gute Arbeit kämpfen. Das heißt mitbestimmt und tarifiert.“

Hintergrund: Seit 1991 wurden bei Schwinn in Weimar Griffe und Beschläge unter anderem für die hiesige Möbelindustrie produziert. Das Geschäftsmodell sieht nun vor, nicht mehr in Deutschland zu produzieren, sondern die Griffe und Beschläge ausschließlich unter dem Dach der Schwinn Holding in Osteuropa und China zu fertigen und über das Mutterunternehmen in Ober-Ramstadt zu vertreiben.

Für die knapp 50 Beschäftigten im Weimarer Werk wurden Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt. Das Gelände und die Halle in Weimar stehen zum Verkauf.

In das Weimarer Werk ist seit Jahren kaum investiert worden. Die Thüringer Beschäftigten verdienten rund ein Drittel weniger als die im Hessischen Ober-Ramstadt. Als die Geschäftsleitung im Sommer 2013 auch noch die betrieblichen Sonderzahlungen kürzen wollte, organisierten sich die Kolleginnen und Kollegen in der Gewerkschaft und wählten mit Unterstützung der IG Metall einen Betriebsrat. In den folgenden Jahren konnten über einen Haustarifvertrag die Sonderzahlungen weitestgehend gesichert und auch Entgelterhöhungen durchgesetzt werden.

Von: jz

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