Solarworld Arnstadt – Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen, Transfergesellschaft steht

IG Metall bezweifelt Konzept zur Fortführung

04.08.2017 | Arnstadt. Die Betriebsräte der drei Solarworld-Standorte haben heute einen Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen. Diese regeln den Verbleib von Rumpfmannschaften in den Standorten und sollen dadurch einen Neustart ermöglichen. In Arnstadt sollen vorerst weniger als 200 Arbeitsplätze bleiben.

In den Verhandlungen haben sich erste Verlautbarungen aus den Medien bestätigt, dass der Solarworld-Gründer Frank Asbeck einen Neustart wagen will. Der Insolvenzverwalter Piepenburg scheint das vorgelegte Konzept für praktikabel zu halten. Es ist zu erwarten, dass der Gläubiger-Ausschuss diesem zustimmt.

Die IG Metall hegt Zweifel an der Tragfähigkeit des Konzeptes. „Wir können kein tragfähiges Konzept erkennen. Hinter der Idee mit einer absoluten Notbesetzung von weniger als 200 Beschäftigten in Arnstadt die Produktion aufzunehmen steckt keine Plausibilität. Deshalb haben wir Zweifel, dass es den wesentlichen Akteuren der Solarworld AG nun gelingt, das neue Unternehmen dauerhaft zu sichern.“ so Kirsten Joachim Breuer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall.

Im Hintergrund arbeiten Transfergesellschaft und Agentur fieberhaft um den Übergang eines Großteils der Beschäftigten, wie von der IG Metall gefordert, ab dem 15. August zu organisieren.
„Das der Investor Mittel für die Transfergesellschaft bereits stellt, ist positiv zu bewerten. Allerdings ist dies auch das Mindeste, was die Beschäftigten von ihrem alten Arbeitgeber der Solarworld AG erwarten können. Aktuell gib es einige Eigenkündigungen von Kolleginnen und Kollegen, denen das Vertrauen auf eine positive Entwicklung der Solarworld in Arnstadt nicht mehr sehen und die derzeitige Dynamik am Arbeitsmarkt nutzen,“ so Breuer.

An den neuen Investor gerichtet, sieht die IG Metall noch erheblichen Handlungsbedarf. „Für die verbleibenden Beschäftigten drängt sich zwangsläufig die Frage von Glaubwürdigkeit des Managements und das Vertrauen in deren Handlungsfähigkeit auf. Hier müssen Frank Asbeck und sein Team sehr schnell verlorengegangenes Vertrauen wieder zurückgewinnen. Den Beschäftigten wurde aufgrund der sehr kurzen Verhandlungsfristen mit den Interessenvertretungen einiges abverlangt. Hier gab es durch Zugeständnisse in den Verhandlungen einen erheblichen Vorschuss von Seiten der Beschäftigten. Diese Hypothek muss in den nächsten Wochen wieder ausgeglichen werden. Wir verlangen, eine Rückkehr-Garantie für ehemalige Beschäftigte, beim Aufbau von Beschäftigung. Ebenso fordern wir die Anerkennung der bestehenden Tarifverträge mit der IG Metall durch den „neuen“ Arbeitgeber. Nicht zuletzt erwarten wir die Vorlage eines klaren Betreiber-Konzeptes mit einer Strategie. Die Fahrt auf Sicht des letzten Jahres muss ein Ende haben.“ so Breuer.

Abschließend bleibt die IG Metall skeptisch und meint: „Asbeck kennt sein Unternehmen und er hat mit den Investoren aus Katar einen finanzstarken Partner an der Seite. Die Insolvenz wurde genutzt, um sich erst einmal von über 1.500 Beschäftigten zu trennen. Das ist insofern schmerzlich, weil alle Beteiligten wissen, dass mit weniger als 200 Beschäftigten kein Werk wirtschaftlich betrieben werden kann, was von Bosch Solar Energy auf 2.000 Beschäftigte ausgelegt war. Asbeck startet nun frei von Altlasten, wie zum Beispiel der Klage des Silicium-Lieferanten Hemlock. Verwerflich ist, dass diesen Neustart 1.500 Beschäftigten mit ihrem Arbeitsplatz bezahlen müssen. Da schließt sich für uns der Kreis von Glaubwürdigkeit und Vertrauen,“ so Breuer abschließend.

Von: kjb

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