19.11.2021 | Unter dem Motto „Bosch bleibt!“ haben sich heute mehr als 300 Metallerinnen und Metaller in Arnstadt versammelt und gegen die Pläne des Konzerns protestiert, die Produktion zum Monatsende einzustellen. Der Bosch-Konzern plant die 103 Beschäftigten am Standort mit dem Monatswechsel bezahlt nach Hause zu schicken. Unterstützt wurden die Kolleginnen und Kollegen in ihrem Protest durch Delegationen von Bosch-Beschäftigten aus Hildesheim, Braunschweig, Salzgitter, Göttingen, Köln und dem Mutterwerk in Ansbach. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und die Landrätin des Ilm-Kreises Petra Enders stellten sich an die Seite der Beschäftigten. Als weitere Hauptrednerin sprach die Vorsitzende des Konzernbetriebsrats Kerstin Mai zu den Teilnehmenden. Thüringens Ministerpräsident Ramelow hat sich mit einer Videobotschaft an die Kolleginnen und Kollegen gewandt und seine Unterstützung angeboten. Weitere Unterstützung erhielten die Boschlerinnnen und Boschler von den Betriebsräten am Erfurter Kreuz, die sich ebenfalls solidarisch an ihre Seite stellen.
Kirsten Joachim Breuer, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Erfurt macht klar: „Wir werden hier in Arnstadt durch eine Welle der Solidarität getragen und dies gibt uns Kraft und einen langen Atem. Bosch ist ein Name in der Region. In der Auseinandersetzung um den Erhalt der Arbeitsplätze nimmt Bosch bewusst in Kauf, dass der gute Ruf der Marke durch das Hinterlaufen von Gesetzen und Tarifverträgen erheblichen Schaden nimmt. Die Arbeitsverträge der Kolleginnen und Kollegen laufen mindestens noch bis zum Ende des nächsten Jahres. Es ist die Pflicht des Konzerns sich an die Verträge mit seinen Beschäftigten zu halten und für Beschäftigung zu sorgen. Menschen sind keine Möbelstücke und wir lassen uns nicht in die Abstellkammer schieben und langsam aushungern!“
Thüringens Wirtschaftsminister Tiefensee appellierte an den Bosch-Konzern und sagte: "Mit Schließung der Solarsparte wurde ein Überleitungstarifvertrag vereinbart, der bis 2022 läuft und die Absprache mit dem Betriebsrat bei betrieblichen Änderungen vorsieht. Ein solcher Tarifvertrag ist eine wichtige und verbindliche Grundlage, um der Mitarbeiterschaft Sicherheit zu bieten. Derartige Verträge müssen eingehalten werden, selbst wenn sich die Lage des Unternehmens verändert. Darüber hinaus kann man von einem Unternehmen, das in Deutschland vielfältige Unterstützung erfahren hat, erwarten, dass es seine Standorte in Deutschland nicht gegen ausländische ausspielt", so Tiefensee. "Ich stehe an der Seite der Beschäftigten und appelliere an den Konzern, vertragstreu zu handeln, seiner sozialen Verantwortung als Arbeitgeber und für die Standorte in Deutschland gerecht zu werden. Der Standort muss zumindest bis Ende 2022 aufrechterhalten werden, um den Beschäftigten die Umorientierung zu ermöglichen.“
Petra Enders, Landrätin des Ilm-Kreis betont in einer schriftlichen Mitteilung an die Kolleg:innen ihren Unmut über das Vorgehen des Konzerns: „Nachdem die Entscheidung im Sommer zuerst über die Medien kommuniziert wurde und nicht zuerst mit den Betriebsräten und der IG Metall nach Lösungen gesucht wurde, war nun wirklich genug Zeit mit allen Akteuren in der Region ins Gespräch zu kommen. Die sehr früh ausgesprochene Einladung des Landkreises hierzu wurde schlichtweg ignoriert. Das ist kein guter Stil für einen Weltkonzern. Es bleibt dabei, Bosch muss jetzt endlich mit allen Akteuren an einen Tisch kommen und ergebnisoffen nach einer Lösung im Interessen der Region und ihrer Menschen suchen.“ Die Landrätin war zur Kundgebung kurzfristig durch das Hochlaufen des Pandemiegeschehens die notwendigen politischen Maßnahmen in diesem Zusammenhang verhindert.
Kerstin Mai, Vorsitzende des Konzernbetriebsrates der Bosch Gruppe stellt zur Kundgebung klar: „Arnstadt zeigt uns auf bitterer Art und Weise das Personalabbau, Standortschließungen und das Schleifen von sozialen und tariflichen Standards kein Tabu mehr für die Verantwortlichen im Konzern sind. Der Unternehmensbereich BBM, also die Automobilzulieferer im Konzern, rechnet mit deutlichen Umsatzwachstum in den nächsten Jahren. Dieser wirtschaftliche Erfolg muss sich auch in dem Erhalt unserer Arbeitsplätze, zusätzlichen Investitionen und der Sicherung guter Arbeitsbedingungen widerspiegeln! Wir fordern eine faire Transformation. Das bedeutet konkret, dass es Perspektiven für jeden Beschäftigten geben muss. Perspektiven und Zukunftsfragen können nicht mit dem Rotstift beantwortet werden. Gewinnmaximierung auf unsere Kosten ist keine Transformation.“