Tarifbewegung für die Metall- und Elektroindustrie Thüringens

3. Verhandlung vom 28. Oktober 2022: Arbeitgeber predigen weiterhin Verzicht, IG Metall ruft zu Warnstreiks auf

28.10.2022 | Die Arbeitgeber in Thüringen haben wochenlang die Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie verschleppt, um jetzt ein unverschämt mickriges Angebot zu unterbreiten: Mehr als eine Einmalzahlung solle es nicht geben. Eine konkrete tabellenwirksame Erhöhung wurde nicht angeboten, sagte Jörg Köhlinger, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter. Angesichts der finanziellen Belastungen der Beschäftigten ein unverantwortliches Verhalten der Arbeitgeber.

Betriebsräte von BorgWarner in Arnstadt bei der Aktion anlässlich der dritten Tarifverhandlungen. Foto: IG Metall Erfurt

„Wer Verzicht predigt, hat auch die Konsequenzen zu tragen. Ab jetzt wird der Druck deutlich erhöht. In der nächsten Woche beginnen die Warnstreiks in Thüringen“, so Bezirksleiter Köhlinger nach der dritten Tarifverhandlung am vergangenen Freitag in Jena.

In den tarifgebundenen Betrieben der IG Metall Erfurt wurden die Tarifverhandlungen durch Aktionen der Vertrauensleute begleitet. So wurden die Beschäftigten über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert und mit "Warnstreik-Ausrüstungen" versorgt. Damit sind die Metallerinnen und Metaller nun gut gerüstet für nunmehr notwendig gewordenen Warnstreiks.

Die Betriebsrätebefragung der IG Metall hat ein wesentlich positiveres Bild der aktuellen wirtschaftlichen Lage ergeben, als die Kassandrarufe der Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde vermuten lassen: So bewerten von über 440 befragten Betriebsräten im IG Metall-Bezirk Mitte knapp 50 Prozent die Auftragseingänge als gut; 22 Prozent der Betriebe geben an, dass die Auftragseingänge sehr gut sind. Auch der Auftragsbestand wird von knapp 60 Prozent der Befragten als gut bezeichnet. Mehr als 74 Prozent geben an, dass die Preise weitergegeben oder teilweise weitergegeben werden können.

Mehr als 17 Prozent der Betriebsräte in den tarifgebundenen Unternehmen beklagen einen Rückgang der Ausbildungsplätze in ihrem Betrieb.

„Die Befragungsergebnisse zeigen, dass unsere Forderung von 8 Prozent mehr Geld der wirtschaftlichen Situation angemessen ist. Beschäftigte können ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten schließlich nicht weitergeben, weder vollständig noch teilweise. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass der von den Arbeitgebern immer wieder beklagte Fachkräftemangel hausgemacht ist. Seit 2019 hat sich das Angebot an Ausbildungsplätzen in der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Mitte,“ so Bezirksleiter Köhlinger, „kontinuierlich verringert: Während die tarifgebundenen Betriebe im IG Metall-Bezirk Mitte 2019 noch 1.720 Ausbildungsplätze anboten, verringerte sich die Zahl bis Oktober 2022 auf 1.545 Ausbildungsplätze.“

Von: kjb

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