Warnstreik

Tarifflucht bei TOWER Automotive in Artern

30.01.2017 | Zwischen der IG Metall und dem Presswerk Automotive Artern besteht seit 2014 Tarifbindung. In Artern werden Rohbauteile für die Automobilindustrie hergestellt. Darunter sind Automobilhersteller wie Daimler, Porsche, BMW, Audi, Opel und VW. Alles Unternehmen, für die eine Tarifbindung selbstverständlich ist. Für ihre Zulieferer scheint dies keine Selbstverständlichkeit zu sein.

Die Geschäftsleitung bei TOWER in Artern verweigert sich jeglichen Tarifverhandlungen. Für die rund 130 Stammbeschäftigten ist dies wie ein Schlag ins Gesicht. Die IG Metall hat mehrmals versucht, die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zu bringen. Vergeblich. Seit Wochen versucht die Geschäftsleitung(Hr. Batilla und Fr. Reichel), die Belegschaft von ihren berechtigten Forderungen abzuhalten. Unverhohlen sind Drohungen an der Tagesordnung. Der Betriebsrat wird aufgefordert sich von der IG Metall zu distanzieren. Entgelte und Arbeitszeiten sollen auf betrieblicher Ebene verhandelt werden. Der Betriebsrat hat sich unmissverständlich und richtigerweise gegen betriebliche Verhandlungen über Entgelte und Arbeitszeiten ausgesprochen. „Hier verlassen die Arbeitgeber aus unserer Sicht den Rechtsweg. Das sind Themen, die ausschließlich durch die Tarifvertragsparteien zu verhandeln sind. So verlangt es das Gesetz und das werden wir nicht beugen. Darauf haben wir die Geschäftsleitung mehrmals hingewiesen", bekräftigt der Betriebsratsvorsitzende Andreas Lyson.

Am Montag, den 30. Januar, traten die Beschäftigten in den ersten Warnstreik. Ab 11 Uhr legte die Frühschicht die Arbeit für mehrere Stunden nieder. Das Stehen der Produktion sollte von der Geschäftsleitung als klares Signal verstanden werden. Drohungen wie Standortschließungen und/oder Verlagerungen lassen die Beschäftigten nicht mehr gelten. Arbeitsbedingungen gehören durch Tarifverträge geregelt. Einen besseren Schutz, als ihn Tarifverträge bieten, kann es für abhängig Beschäftigte nicht geben. Das haben die Metallerinnen und Metaller beim Warnstreik klar zum Ausdruck gebracht.

Die Entgelte liegen zur Zeit circa 400 Euro unterhalb des Flächentarifs Thüringen bei einer um 2 Stunden längeren Wochenarbeitszeit. Altersteilzeit, Regelungen für einen flexiblen Übergang in die Rente? Fehlanzeige und mehr als überfällig!

Bei TOWER hat man nur Gehör für Personalkostensenkung und Erhöhung der Flexibilität sowie für die Beibehaltung der Sonn- und Feiertagsarbeit. Davon haben die Beschäftigten nun genug. Sowohl aus der Region als auch aus den TOWER Standorten in Köln, Duisburg, Buchholz und Zwickau erfahren die Kollegeninnen und Kollegen breite Solidarität.

„Wir wollen Lösungen für die Weiterentwicklung des bestehenden Haustarifvertrages, der den Beschäftigten eine Perspektive gegeben soll. 27 Jahre nach der Einheit ist es mehr als überfällig, dass Mindeststandards wie Entgelte und Arbeitszeit angeglichen werden. Die Fahrt in der 2. Klasse ist den Menschen nicht mehr zu erklären und zuzumuten. Soziale Unruhen gibt es schon genug. Hier haben die Betriebe und somit auch TOWER eine Verantwortung, der sie nachkommen müssen. Wir fordern TOWER auf, an den Verhandlungstisch zu kommen, statt weiterhin zu drohen und Spaltungspolitik zu betreiben“, so Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter und Verhandlungsführer für die IG Metall Nordhausen.

Von: jz

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